Wo Digitalität die Logistik beflügelt Dortmund, den 11.01.2023
30 Jahre nach seiner Gründung gibt das das Fraunhofer-Institut für Software und Systemtechnik ISST seinen Sitz im Technologiezentrum auf und geht Mitte Januar 2023 im künftigen Digitalquartier Speicherstraße im Dortmunder Hafen vor Anker. Prof. Dr. Ing. Boris Otto, Leiter des Fraunhofer ISST, äußert sich im Interview mit der Dortmunder Hafen AG zu den Gründen und erläutert mögliche Potenziale für die ansässigen Hafenbetriebe.
Herr Prof. Dr. Otto, Sie sind in Hamburg geboren und aufgewachsen. Uns würde interessieren, welchen Blick ein gebürtiger Hanseat auf den Dortmunder Hafen hat?
Nordlichter wie ich verbinden immer Heimatgefühle mit dem Wasser. Ich muss zugeben, dass ich mich schon jetzt darauf freue, unseren Kunden und Partnern diese doch noch eher unbekannte Seite von Dortmund bei zukünftigen Besuchen im Institutsgebäude zeigen zu können. Für mich öffnet der Blick aufs Wasser den Horizont – er ist also die perfekte Blickrichtung für kreative Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.
Sie haben vor Jahren an anderer Stelle zu Protokoll gegeben, dass für Sie bei den meisten wichtigen Entscheidungen auch Bauchgefühl und Instinkt eine Rolle spielen. Gilt das auch für die Standortwahl im Speicherstraßen-Quartier?
Natürlich entscheidet das Bauchgefühl nicht allein, aber es muss passen. Gerade nach den Coronajahren, in denen auch wir sehr stark aus dem Homeoffice gearbeitet haben, muss das Gebäude Lust machen, sich gerne mit dem Team dort wieder in Präsenz zu begegnen. Nicht jeder wird täglich dort sein, aber wir werden wieder stärker zusammenrücken. Unternehmenskultur lebt auch von Begegnung und ich kann mir kaum einen schöneren Rahmen dafür vorstellen als dieses tolle Gebäude mit seiner Lage am Kanalhafen.
Herr Prof. Dr. Otto, wie müssen wir uns Ihren Arbeitsalltag als Leiter des Fraunhofer ISST vorstellen und wer sind Ihre Kunden?
Mein Arbeitsalltag besteht vor allem aus wenig „Alltag“, denn jeder Tag ist ein Stück weit anders. Ich bin viel unterwegs – sowohl in virtuellen Terminen als auch tatsächlich auf Reisen. Wann immer möglich, beginne ich daher meinen Tag mit Sport, um meine Gedanken zu sortieren. Unsere Kunden und Partner reichen von internationalen Großkonzernen über den Mittelstand bis hin zur öffentlichen Handauf Landes-, Bundes- und EU-Ebene. Daneben ist auch die Arbeit mit Studierenden durch meinen Lehrstuhl an der TU Dortmund natürlich Teil meines Arbeitstages. Ich schätze diese Vielfalt sehr.
Die rund 170 Unternehmen im Dortmunder Hafen spiegeln eine beeindruckende Branchenvielfalt – von der Logistik über Industrie und Handel bis zur IT- und Kreativwirtschaft. Wie beurteilen Sie mögliche Potenziale für eine Zusammenarbeit und welche Rolle könnte das Fraunhofer ISST dabei übernehmen?
Ich kann mir enorm viele Anknüpfungspunkte vorstellen. Wir sind ja unter anderem in der Digitalisierungsforschung für die Logistik unterwegs. Das ist vielleicht der unmittelbarste Anknüpfungspunkt. Wir stehen bereits im Austausch mit der Hafen AG und werden diesen mit unserem Umzug noch intensivieren. Dann werden wir sicher auch noch auf andere Unternehmen aus unserer neuen Nachbarschaft zugehen.
Halten Sie Ausgründungen aus dem Fraunhofer ISST für denkbar, die sich in Form neuer Unternehmen dann ebenfalls im Hafen ansiedeln?
Auf jeden Fall. Aus dem Fraunhofer ISST heraus ist im letzten Jahr noch das Unternehmen sovity hervorgegangen, das aktuell im Dortmunder Technologiepark beheimatet ist. Warum sollte das nächste nächste Spin-off nicht auch wie wir den Blick aufs Wasser genießen wollen? Neben der Atmosphäre ist die räumliche Nähe zwischen Ausgründung und Institut gerade in der Startphase, in der Unterstützung auch schon einmal sehr „hemdsärmelig“ aussehen muss, sehr attraktiv. Ich kann mir auch vorstellen, dass sich aus Kooperationen hafenansässiger Unternehmen und uns Unternehmensgründungen ergeben könnten.
Zum Abschluss: Wie sieht Ihre ganz persönliche Zukunftsvision für den Dortmunder Hafen aus?
Ein Ort mit hohem Wohlfühlwert, der Menschen einlädt, sich zu begegnen und auszutauschen. Ein Ort, der traditionelle Branchen, Digitalisierung und Kreativität verbindet und Horizonte öffnet. Mit Wasserblick und Weitblick.
Herr Prof. Dr. Otto, wir bedanken uns für das Gespräch